E R F A H R U N G E N^U N D^T I P P S
In diesem Beitrag möchte ich ein bisschen über meine Therapie reden.
Warum habe ich mich entschlossen zur Therapie zu gehen?
Wie finde ich einen passenden Therapeuten?
Hilft Therapie wirklich?
Wie läuft eine Therapiestunde ab?
Was macht man in der Therapie?
Wie lange dauert eine Therapie?
Was kann ich tun, wenn ich auf keinen Fall in Therapie möchte?
Es gibt wahnsinnig viele Vorurteile was die Psychotherapie angeht:
„Wenn ich zur Therapie gehe, denken alle ich wäre verrückt“ „Wenn ich zum Therapeuten gehe, dann muss ich in die Psychiatrie“ „Beim Therapeuten werde ich gezwungen Medikamente zu nehmen, die mich verändern“ „Therapeuten haben alle einen an der Waffel“ „Psychotherapie bringt eh nichts“ …
Nein, du bist nicht verrückt, weil du in Therapie gehst. Nein du wirst auch nicht in die Psychiatrie eingewiesen, nur weil du zum Psychologen gehst. Du wirst auch nicht gezwungen Medikamente zu nehmen, die Entscheidung liegt ganz allein bei dir! Therapeuten sind auch keine Menschen, die einen „an der Waffel“ haben. Sie sind ganz normale Menschen. Du wirst schon sehen du kannst ihn dir vorstellen, wie ein ganz normaler Arzt, in manchen Fällen sogar eher wie ein Freund! Und ja: Therapie kann wirklich helfen!
Tatsächlich wird Psychotherapie in unserer Gesellschaft immer noch nicht als etwas positives gesehen. Wenn man erzählt, dass man in Therapie ist, wird man schief angeschaut, verurteilt und in die „diegehörtindiepsychiatrie“-Schublade gesteckt. Dabei ist in Therapie gehen genau das Gegenteil, von dem was alle denken.
Mutig. Entschlossen. Selbstbestimmt.
Für mich bedeutet in Therapie sein Mut. Eine Therapie kann anstrengend sein, man stellt sich seinen Ängsten und will tatsächlich eine Veränderung in seinem Leben. Und das Wichtigste: Man stellt sich der Gesellschaft.
Ich möchte euch hier die Angst vor der Therapie nehmen und euch vielleicht sogar dazu ermutigen es auszuprobieren, wenn ihr glaubt ihr könntet es brauchen. In Therapie zu gehen bedeutet nicht, dass man schwach ist, sondern ganz im Gegenteil: Es zeigt Stärke. Hoffnung. Zuversicht. Selbstbestimmtheit. Entschlossenheit. Und so vieles mehr.

Warum ich mich entschieden habe zur Therapie zu gehen:
Ganz einfach: Ich wollte, dass es mir besser geht. Und dafür war ich bereit alles zu tun. Ich hatte das Gefühl es nicht alleine zu schaffen und habe mir deswegen Hilfe geholt.
Ich habe schnell festgestellt, dass Therapie nichts ist, wofür man sich schämen muss. Wenn du Fieber hast gehst du auch zum Arzt. Wenn dein Auto kaputt ist, bringst du es in die Werkstatt. Wenn du nicht gut in Mathe bist, gehst du zur Nachhilfe. Wenn du nichts mehr siehst gehst du halt zum Augenarzt. Wenn dir deine Gedanken zu viel werden, dann darfst du also auch zum Psychologen. So easy ist das.
Sich Hilfe zu holen ist kein Zeichen von Schwäche!
Wie finde ich einen guten Therapeuten, der zu mir passt?
Ich habe damals von meiner Psychiaterin eine Liste mit Therapeuten in der Umgebung bekommen. Mit Sicherheit kann man auch beim Hausarzt eine solche Liste bekommen.
Ansonsten ist es auch völlig legitim einfach in Internet nach Therapeuten in der Umgebung zu suchen.
Ich bin damals die Liste durchgegangen und habe geschaut, welche Therapeuten für mich in Frage kämen. Für mich war es von Anfang an klar, dass ich verschiedene ausprobieren wollte, um genau den richtigen zu finden. Also auch ein Tipp meinerseits: Macht bei verschiedenen Therapeuten einen Termin aus und sucht euch den aus, der euch am sympathischsten erscheint. Ich habe mehrere Therapeuten ausprobiert, bevor ich am Ende bei meiner Therapeutin gelandet bin.
Die Therapeuten sind euch auch nicht böse, wenn ihr bei ihnen nicht weitermachen wollt. Im Gegenteil: Auch sie wollen, dass die Chemie passt!
Hilft Therapie wirklich?
Meine Antwort ist ja!
Vorausgesetzt man will es. Zwingt man jemanden in die Therapie, wird sie auch nichts bringen. Man muss es wirklich wollen, nur dann kann man sich darauf einlassen.
Ich muss zugeben, dass ich mir in den ersten Stunden ziemlich sicher war, dass die Therapie nichts bringen würde. Ich habe zu meiner Therapeutin gesagt: „Ich glaube nicht, dass es etwas bringen wird, aber ich habe mir vorgenommen überall mitzumachen und mich auf die Therapie einzulassen.“ Das hat schon gereicht.
Ganz wichtig ist: Du kannst nicht erwarten, dass nach zwei Therapiestunden die Welt wieder in Ordnung ist. Du musst dir bewusst machen, dass Heilung oft ein langer Prozess ist und, dass du nur Ergebnisse erziehlen wirst, wenn du dich langfristig auf den Prozess einlässt. Es können nur ein paar Monate sein oder mehrere Jahre. Nimm dir so lange Zeit wie du brauchst.
Ich bin schon seit zwei Jahren in Therapie und ich kann sagen, dass es die beste Entscheidung meines Lebens war und auf lange Dauer wirklich geholfen hat!
Wie läuft eine Therapiestunde ab?
Immer unterschiedlich. Ich kann jetzt leider nur von meinen Erfahrungen sprechen, aber anfangs werde ich immer nach meinen Gefühlen und meiner Stimmung gefragt. Das fällt mir immer noch sehr schwer, aber meine Therapeutin hat einen Weg gefunden mich zum Reden zu bringen. Sie hat eine Box mit ganz vielen Kärtchen, auf denen Stimmungslagen beschrieben sind (gestresst, müde, überfordert, entspannt, matschig, konzentriert, traurig, hoffnungsvoll, produktiv, enttäuscht, vorfreudig ….). Aus der hole ich mir am Anfang der Stunde immer die Gefühle, die am besten zum heutigen Tag passen. Und tatsächlich fällt es mir dann leichter darüber zu reden. Im zweiten Teil der Stunde gibt es immer zwei Möglichkeiten: Entweder ich habe ein Thema, das ich gerne mit meiner Therapeutin besprechen würde, oder sie hat etwas mitgebracht, was wir durchnehmen.
Was macht man in der Therapie?
Man macht die unterschiedlichsten Dinge! Dass man nur redet ist ein komplettes Vorurteil. Natürlich muss es ein Mindestmaß an Unterhaltung geben, aber ich habe auch viele kreative Übungen und auch Blätter zum Lesen bekommen. Wir haben Übungen gemacht, damit ich besser einschlafen konnte, haben Bücher gelesen, eigene Texte formuliert, verschiedene Meditationsübungen gemacht und ich habe auch generell je nach Thema viele Aufgaben bekommen. Jeden Abend aufschreiben, was an dem Tag positiv war. Anderen Menschen Komplimente machen. Die Übung mit der Schokolade auch zu Hause mal ausführen. Jemanden anrufen. Nein sagen, wenn mir etwas nicht passt. Und und und… Nicht unbedingt immer einfach! Aber es lohnt sich.
Wie lange dauert eine Therapie?
Wie gesagt ist das unterschiedlich. Du kannst nur ein paar Stunden nehmen, es kann aber auch Monate oder Jahre dauern. Das ist wirklich sehr individuell.
Was kann ich tun, wenn ich auf keinen Fall in Therapie möchte?
Auch, wenn ich es dir wirklich ans Herz legen kann in Therapie zu gehen, ist das in Ordnung es nicht zu wollen. Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse und wenn du es wirklich nicht willst, wird wahrscheinlich auch keine Therapie dir helfen können. Es gibt trotzdem einige Sachen, die du tun könntest (nur aus meiner Erfahrung), die dir trotzdem weiterhelfen können.
Tatsächlich Tagebuch schreiben. Du kannst mit deinen Gedanken nicht alleine bleiben, sie müssen irgendwo hin und können nicht durchgehend in deinem Kopf herumschwirren.
Für Positive Psychologie kann ich auch wirklich das 6-Minuten Tagebuch empfehlen. Es enthält sehr viele schöne Zitate und hilft dir dankbarer zu werden und positives im Alltag zu erkennen.
Positive Aktivitäten suchen und diese im Alltag integrieren: In meiner schlimmsten Phase gab es einfach keine positiven Aktivitäten für mich. Meine Psychologin hat mir dann eine Liste gegeben, auf der mehr als 300 Aktivitäten standen. Ich sollte die heraussuchen, die mir zumindest früher Spaß gemacht haben und dann versuchen, diese in meinen Alltag zu bringen. Auch wenn es mir zu diesem Zeitpunkt eher nervig vorkam und sowieso keinen Spaß gemacht hat, habe ich es getan. Und plötzlich hast du auch wieder schöne Dinge in deinem Leben.
Nur ein paar Beispiele (ein Blogpost zu positiven Aktivitäten wird folgen):
- Musik hören
- Hörbuch hören
- lesen
- ins Kino gehen
- Kochen/Backen
- Barfuß laufen
- Zeichnen
- Basteln
- Duschen
- Joggen gehen
- Spazieren gehen
- Tennis spielen
- eine Jogginghose anziehen
- …
Was du noch tun kannst: Schaue dir You Tube Videos an, in denen solche Themen vorkommen. Hier kann ich dir vor allem Peter Beer empfehlen. Am Anfang hat er mir mehr geholfen als Therapie. Katharina Tempel ist auch sehr empfehlenswert.
Oder du versuchst dich durch Literatur ein bisschen schlau zu machen und dir Tipps einzuholen:
- Gib dir die Liebe, die du verdienst – Katharina Tempel
- Halt die Klappe Kopf – Lisa Sophie Laurent
- Starkes weiches Herz – Madeleine Alizadeh
- Resilienz ist erlernbar – Birgit Eberle
- 11 Life Lessons from Nelson Mandela – Ndaba Mandela
- Positive Psychologie – Max Krone
Folgende Instagramseiten haben mir geholfen:
https://www.instagram.com/emoteofficial/
https://www.instagram.com/lisasophielaurent/
https://www.instagram.com/jesswayoflife/
Du kannst aber auch Podcasts hören, da kann ich dir folgende empfehlen:
- Glück in Worten – von Claudia Engel
- Selbstverliebt mit Lulu
- Die EHFAR Theorie
- MOOD
- Psychologie x Mental Health
- GROW SHOW
Helle dein Zimmer auf! Klar, schwarz ist vielleicht edler, du magst die Farbe dunkelblau echt gern. Für mich hat sich herausgestellt, dass hellere Farben und warmes Licht sich auch besser auf meine Stimmung auswirken. Außerdem habe ich versucht Positivität in meinem Zimmer zu verbreiten, vielleicht hilft es bei dir auch?
Und zuletzt rufe dir immer wieder ins Bewusstsein:
Ich bin nicht alleine!
Es kann besser werden!
Ich kann das schaffen!
Ich kann stolz auf mich sein!
Wie stehst du zu Therapie? Hast du vielleicht auch ein paar Tipps? Warst du schonmal in Therapie? Hat dir der Beitrag geholfen? Hast du noch Fragen?
Ich würde mich freuen deine Meinung zu hören! Lass gerne einen Kommentar da (weiter unten) oder schreibe mir auf Instagram! @may.you.live

Über ein Feedback würde ich mich natürlich auch freuen!
Hi, schöner Post! Hier meine Erfahrungen mit meinem Mann: Mein Mann hatte 2010 einen völligen Zusammenbruch. ER war ein zitterndes Häufchen Elend, welches keine Musik hören und keine Filme mit bestimmten Themen sehen konnte ohne wieder zu zittern und „wuschig“ zu werden. Er wurde früher aus der Bundeswehr entlassen. Zuvor war er kurz Stationär um ihn wieder halbwegs auf die Beine zubringen. Es folgte keine weitere Therapie. Erst 4Jahre später, nach gescheiterten Jobs und Umschulungen war er bereit für eine stationäre Therapie. Danach ging es stetig bergauf. Umschulung, neuer Job, alles fein… durch den Job allerdings kein Fortsetzen der Therapie möglich. das hielt bis letztes Jahr im Oktober…. Rückfall. Jobverlust und jetzt wieder in StäB Therapie. Jobaussicht? Teilzeit, damit er seine Work-Life-Balance nicht wieder verliert und ambulant weiter zur Therapie gehen kann. Ich hoffe, dass wir diesmal den richtigen Weg wählen….
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Vielen Dank! Ich glaube das Wichtigste ist, dass Ihr überhaupt einen Weg wählt und nie aufhört zu kämpfen. Rückfälle gehören zum Heilungsprozess dazu und kommen auch bei mir immer wieder vor. Oft macht man zwei Schritte vorwärts und dann gleich wieder drei zurück… Work-Life Balance ist so wichtig, und wieder in eine ambulanten Therapie zu gehen ist mit Sicherheit ein sehr guter Weg. Ich sende euch ganz viel Kraft!
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