A C H T S A M K E I T
„Magst du eigentlich Schokolade?“, fragt mich meine Therapeutin am Anfang meiner Therapiestunde. Ich weiß zunächst nicht, was ich antworten soll, worauf meine Psychologin hinaus möchte. „Ja, natürlich mag ich die.“
Sie nickt und holt eine Tafel Zartbitterschokolade hervor. Sie packt sie aus und reicht mir ein Stück. Warum um alles in der Welt gibt sie mir jetzt Schokolade zu essen?
Doch ich soll sie gar nicht jetzt sofort essen. Stattdessen kommt die simple Anweisung: „Wie sieht die Schokolade aus? Kannst du sie mir beschreiben?“
Ich bin verwirrt, aber dennoch fange ich an sie zu beschreiben: „Sie ist braun und viereckig“
„Nach was riecht die Schokolade?“
„Wie fühlt sich die Schokolade auf deiner Hand an?“ Leicht. Sie schmilzt.
Nach diesen Feststellungen darf ich sie endlich essen.
„Nach was schmeckt die Schokolade?“ Diese Frage war schon etwas schwieriger, aber ich beantworte nach langem Nachdenken auch diese.
Es folgen noch einige andere Fragen: „Wie fühlt sich die Schokolade in deinem Mund an?“ „Was denkst du, wenn du die Schokolade isst?“
Was meine Therapeutin mit mir gemacht hat, nennt sich Achtsamkeit.
A C H T S A M K E I T
„An was hast du während der Übung gedacht?“, fragt mich meine Therapeutin, als ich fertig bin. An Schokolade. Ja genau an Schokolade. Ich habe nicht an meine Trauer oder all meine Probleme gedacht, ich habe mich auf die Schokolade konzentriert. Ich habe tatsächlich im Moment gelebt, nicht davor nicht danach, nicht während dessen, aber nur mit körperlicher Anwesenheit. Ich. habe. mich. auf. den. Moment. konzentriert.
Unter Achtsamkeit versteht man also das bewusste Wahrnehmen oder Teilnehmen an einem Augenblick. Der Augenblick wird so angenommen, wie er gerade ist. Man kann Gedanken, Gefühle, Tätigkeiten, Umwelt, Verhalten … bewusst und konzentriert wahrnehmen und versuchen sie so anzunehmen, wie sie sind. Um achtsam zu sein, kann man all seine Sinne benutzen und versuchen zum Beispiel seine innere Befindlichkeit rechtzeitig zu erkennen, um auch erfolgreich etwas dagegen tun zu können. Wie gesagt: Durch die Achtsamkeit kannst du Distanz zu deinen Gedanken aufbauen und anschließend vielleicht bewusster deine Entscheidungen treffen. Sie hilft Dinge klarer wahrzunehmen, Augenblicke so anzunehmen, wie sie sind oder auch dabei mehr Kontrolle über dich selbst zu gewinnen. Außerdem kann sie dabei helfen konzentrierter zu sein, sich nicht ablenken zu lassen oder einfach Momente besser für sich festzuhalten oder zu genießen.
Beispiel:
Urlaub am Strand, mit Sonnenuntergang: Du bist glücklich und willst den Moment am liebsten für immer festhalten:
Was siehst du?
Was fühlst du?
Was riechst du?
Was spürst du?
Was hörst du?
Was schmeckst du?
Wenn du diese Fragen beantwortest wirst du dich viel besser an den Sonnenuntergang und diesen Moment am Strand erinnern.

Achtsamkeit muss man üben. Ich habe anfangs mit ganz einfachen Dingen angefangen. Beim Zähne putzen, beim auf der Couch Sitzen, beim Schokolade essen und solche Sachen. Und es hilft tatsächlich. Ich kann es wirklich jedem weiterempfehlen. Das ist eine Methode, die man nicht nur bei Depressionen, sondern auch so ständig im Alltag verwenden sollte.