Psychologische Lerntipps

Im Studium habe ich bisher so einiges über die Psychologie des Gedächtnisses lernen können. Zwar wurde das alles nie als Lerntipp verkauft, aber all das Wissen lässt sich super auf das Lernen übertragen. Natürlich kann ich nicht garantieren, dass man dann zu 100% alles kann. Aber: Ich kann mich auf das Wissens stützen und mir durch das, was ich gelernt habe das Leben einfacher zu machen. Das meiste funktioniert bei mir zumindest wirklich.

1. Encoding Specifity

Encoding specificity besagt, dass wir Wissen besser abrufen können, wenn wir uns in einer ähnlichen Umgebung befinden, in der wir das Wissen aufgenommen haben. Heißt vereinfacht: umso prüfungsähnlicher du deine Umgebung gestaltest, umso besser wirst du dich in der Prüfung an das Gelernte erinnern können. Die Umgebung dient also in gewisser Weise als stützte.

Du wirst die Prüfungssituation nie zu 100% nachbilden können, aber du kannst es so gut wie möglich versuchen. Du kannst es auf zwei Weisen anwenden:

Erstens lerne nicht immer am gleichen Ort. Versuche von deinem Schreibtisch wegzukommen und dich vielleicht mal an den Küchentisch oder die Uni-Bib zu setzen. Vielleicht findest du sogar einen Hörsaal, der frei ist in dem du vielleicht auch nur eine halbe Stunde lernen kannst, um das Prinzip zu nutzen und in der Prüfung dein Wissen besser abzurufen.

Zweitens kannst du auch deinen Tisch so ähnlich gestalten, wie du ihn in der Prüfung haben wirst. Wenn du weißt, dass nur ein Stift und eine Wasserflasche erlaubt sind, dann lege auch nur diese Gegenstände auf deinen Schreibtisch, wenn du lernst.

Dieses Prinzip hilft außerdem nicht nur beim Abruf, es kann auch in manchen Fällen helfen Blackouts vorzubeugen.

2. Pausen machen

Und zwar genügend davon. Jeder weiß warum Pausen wichtig sind, man kann es schon fast nicht mehr hören. Ich möchte nur kurz erklären, was genau in diesen Pausen im Gehirn passiert. Keine Sorge, es wird nicht spezifisch.

Dein Gehirn arbeitet noch lange nach deiner Lerneinheit weiter und versucht das Gelernte aufzunehmen und zu konsolidieren. Es hört nicht einfach auf, wenn du aufhörst. Damit das Aufnehmen auch erfolgreich ist, braucht es logischerweise Ruhe und eine Pause vom Lernen, damit sich das Gehirn sozusagen komplett auf seine Aufgabe zu lernen konzentrieren kann. Deshalb sind viele regelmäßige Pausen total wichtig und viel produktiver als man immer denkt.

Am besten man gestaltet die Pause sogar so, dass man nichts kognitiv Anstrengendes macht und einen Ausgleich findet. Super gut eignet sich meditieren oder irgendetwas mit Bewegung.

3. Den Schlaf nutzen

Es bringt zwar nichts sich vor dem Schlafen das Lernzeug unter das Kissen zu legen, aber trotzdem ist an diesem Spruch etwas dran. Denn wenn du dir vor allem Stoff zum Auswendiglernen vor dem Schlafen noch einmal durchliest, kannst du ihn dir am nächsten Morgen schon viel besser merken.

Das liegt daran, dass unser Gehirn im Schlaf verstärkt arbeitet und verarbeitet. Im Schlaf findet das richtige Lernen statt.

4. Primacy und Recency-Effekte

Diese Effekte gehören zu den reihenfolgeneffekten. Der Primacy-Effekt besagt, dass man sich Dinge, die gleich am Anfang gelernt oder aufgenommen wurden viel besser behalten werden, als andere. Der Recency-Effekt besagt, dass auch die letzten Informationen, die man aufnimmt besser im Gedächtnis bleiben. Das bedeutet, dass wenn du zum Beispiel bei einem Bewerbungsgepräch die mittlere Person bist, du eventuell (nichtzwangsläufig) Opfer dieser Effekte werden kannst.

Das kannst du natürlich vorbeugen, indem du erstens viele Pausen machst, die auch lang genug sind. Und zweites bei manchen Wiederholungen einfach mit dem Stoff anfängst, denn du zuletzt gegen Mitte deiner Lerneinheit durchgenommen hast.

5. Ebbinghaus’sche Kurve des Vergessens

Diese Kurve zeigt den Prozentsatz an Stoff, den man nach einem bestimmten Zeitraum vergisst. Sie sieht so aus:

Das bedeutet, dass du in den ersten Stunden und tagen am schnellsten und auch am meisten vergisst und dann mit der Zeit immer langsamer.

Du kannst diese Kurve deutlich verlangsamen und deine Nervenverbindungen stärken (Lernen entsteht dadurch, dass neue Nervenverbindungen im Gehirn entstehen), indem du wiederholst. Und zwar vor allem in den ersten Tagen und Stunden. Versuche als so viele Wiederholungen wie nur möglich einzubauen. nach den ersten paar Tagen, können die Wiederholungen auch in größeren Abständen erfolgen.

Bei manchen Lernapps wie Anki, sind die Wiederholungsfrequenzen bereits nach diesem oder einem ähnlichen Prinzip eingetragen!

6. In Bewegung lernen

Wenn du in Bewegung bist, ist logischerweise dein Kreislauf aktiviert und dein Körper ist besser durchblutet. Das wirkt sich natürlich auch auf dein Lernen aus.

Das lässt sich super mit dem Spazieren gehen kombinieren und ist dann gleich eine Win-Win Situation. Du hast Bewegung und gleichzeitig auch noch gelernt.

7. Gelerntes mit eigenen Erfahrung verbinden

Gelernt werden vor allem Inhalte, denen wir eine bestimmte Bedeutung zuschreiben. Deswegen kann es helfen beim Lernen Beispiele aus dem eigenen Leben zu finden. Das geht natürlich nicht mit jedem Lernstoff, aber du kannst dich zum Beispiel auch fragen: Wozu lerne ich das? Warum steht das im Lernplan? Das gibt dem Gelernten einen Sinn und hilft beim Einprägen.

8. Ähnlichen Lernstoff mit Abstand lernen

Wenn du zum Beispiel zuerst Französisch- und dann direkt Spanischvokabeln lernst, wirst du sie höchstwahrscheinlich verwechseln. Die ähnlichen Inhalte werden dann im Gedächtnis ähnlich verarbeitet und so durcheinander gebracht. Deswegen sind zum einen mal wieder Pausen wichtig und zum anderen solltest du, wenn möglich darauf achten, dass du verschieden Sachen hintereinander lernst. Vielleicht Französisch, Mathe und dann erst Spanisch. Genauso gilt das natürlich auch für ähnliche Studienfächer.

9. Die Selbsterfüllende Prophezeiung

Die selbsterfüllende Prophezeiung kann dazu führen, dass du dich selbst sabotierst. Wenn du dir zum Beispiel immer nur denkst, dass du die Prüfung nicht schaffst, dann wird es vermutlich auch so sein, dass du sie nicht bestehst. Wenn du aber an deinen Gedanken arbeitest und versuchst sie eher positiv zu formulieren, dann wirst du schon eher bestehen.

Natürlich wirst du nur durch positive Gedanken nicht die Prüfung bestehen, aber zumindest wird so das Lernen und alles drum herum angenehmer.

Solche Gedanken könnten zum Beispiel sein:

  • Ich geben mein bestes.
  • Ich lerne, weil ich das möchte.
  • Ich lerne nicht, um die Prüfung zu bestehen, sondern um mir Wissen anzueignen.
  • Ich kann das schaffen.

10. In Kategorien einteilen

Unser Gehirn mag es, wenn wir Kategorisieren und kann sich so Dinge auch besser einprägen. Versuche also, falls möglich, deinen Stoff in verschiedene Kategorien einzuteilen und den Kategorien verschiedene Überschriften zu geben. Du kannst zum Beispiel einen langen Text in kleine Teile gliedern und diese Teile dann benennen. Oder du kategorisierst deine Vokabeln nach Wortarten oder Bedeutungen. Also fügst du zum Beispiel die Wörter Stuhl, Küche, Couch, Bett zur Kategorie Haus zusammen.


Ich hoffe diese Tipps haben dir geholfen! Falls du noch andere kennst, dann kommentiere sie gerne.

Veröffentlicht von mayyoulive

g e t b u s y l i v i n g

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