Welches Therapieverfahren ist für mich das Richtige?

Nachdem man so viel Stärke aufgebracht hat und die Entscheidung getroffen hat in Therapie gehen zu wollen, kommen noch jede Menge andere „Hürden“ auf einen zu. Eine davon kann sein, welches der vielen Therapieangebote man nutzen soll. In Deutschland gibt es vier Therapieformen, die von gesetzlichen Kassen übernommen werden. Es gibt natürlich noch einige andere wie zum Beispiel eine Kunsttherapie, die sehr hilfreich sein können. Diese muss man dann jedoch privat bezahlen.

Genauso, wie jede Depression bzw. psychische Krankheit bei jedem und jeder anders aussieht, so ist das auch bei der Therapie. Nur weil zum Beispiel bei mir die kognitive Verhaltenstherapie geholfen hat, bedeutet das nicht, dass das auch bei jemand anderem so ist. Deswegen ist es wichtig, dass Du die Therapie wählst, die für dich am besten scheint.

Wie schon erwähnt bin ich viele Jahre in kognitiver Verhaltenstherapie gewesen. Ehrlich gesagt, war ich damals nicht im Stande mich mit den Therapieformen auseinanderzusetzen. Die Verhaltenstherapie wurde mir von meiner Psychiaterin empfohlen. Ich versuche deswegen die Unterschiede der jeweiligen Therapien so einfach und knapp wie möglich darzustellen. Es ist nämlich trotzdem wichtig, dass du dich selbst mit der Therapie wohlfühlst, denn auch Psychiater und Psychiaterinnen kennen dich nicht so gut wie du dich selbst und können mal falsch liegen. Außerdem ist es wichtig, dass du dich sobald du dich mal für eine Therapie entschieden hast, auch mit deinem Therapeut oder deiner Therapeutin wohlfühlst. Das ist mindestens genauso wichtig, wie die jeweilige Therapie.

Außerdem solltest du wissen, dass es keine klare Trennung zwischen den ganzen Verfahren gibt, auch wenn die jeweiligen Therapeuten und Therapeutinnen auf eine Therapie spezialisiert sind. Manchmal überlappen sich Verfahren oder ähnliche Techniken werden genutzt. Man spricht zum Beispiel nicht nur in der Psychoanalytischen Therapie über Kindheitserfahrungen. Auch in der kognitiven Therapie habe ich das getan und sicherlich kommt das auch in den anderen Formen vor.

Grundsätzlich möchte ich auch noch erwähnen, dass natürlich für die Genesung in bestimmten Fällen eine Therapie nicht unbedingt reicht bzw., dass man diese durch bestimmte Dinge, wie Medikamente, Haustiere, die Bereitschaft mitzumachen etc. erweitern kann.

Kognitive Verhaltenstherapie

Die Kognitive Therapie ist die Therapie, die ich für mehrere Jahre genossen habe. Bei dieser Therapie geht es darum seine Gedanken, Einstellungen und Erwartungen zu erkennen und zu versuchen sich neue Denk- und Verhaltensweisen zu erarbeiten. Bei Depressionen und auch anderem Krankheiten ist es oftmals so, dass die Personen unter gestörten Verhaltensweisen und Grundüberzeugungen leidet, die auf Erfahrungen in der Kindheit zurückführen können. Das alles übt negativen Einfluss auf den Selbstwert aus, was dann natürlich das Leben beeinträchtigt.

Bei dieser Therapie versucht man sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Man versucht (negative) gegenwärtige Denkmuster zu erkennen und diese zu neuen gesunden Denkmustern zu verändern. Man lernt sich selbst und sein Umfeld besser zu beobachten und wahrzunehmen, aber auch beispielsweise unter anderem durch Konfrontation Ängste abzubauen. Ein Beispiel wäre hier meine soziale Angst. Wir haben an aktuellen Gedanken und an meinem Vermeidungsverhalten gearbeitet. Also anstelle einem Telefonat aus dem Weg zu gehen und mich dann auch noch in negativen Gedanken zu suhlen, ging es darum mein Verhalten und meine Gedanken zu verändern. Ein Weg dabei war die Konfrontation, also war es ein Ziel der Therapie gemeinsam ein Telefonat zu führen und so aktiv mein Verhalten zu ändern.

In dieser Therapie haben die Therapeut*innen und Patient*innen ungefähr den gleichen Redeanteil, sind also „gleichberechtigte“ Partner. Für das Therapieverfahren sind ungefähr 60 Stunden angesetzt, es ist aber auch möglich ein Antrag auf Verlängerung zu stellen.

Systemische Therapie

Bei dieser Therapieform geht es nicht nur um den einzelnen Menschen, sondern auch um sein gesamtes Umfeld. Familie, Freunde oder allgemein die Bezugspersonen des Betroffenen spielen oft eine sehr große Rolle in deren Leben und sind oft sehr stark darin involviert. Das Umfeld, in dem man lebt kann oft eine der Ursachen für eine psychische Krankheit sein. Es kann aber im Gegenteil dazu auch dazu beitragen, dass der/die Betroffene heilt. Hier setzt die systematische Therapie mit Analysen und Gesprächen an. Häufig geht es auch darum die Aufrechterhaltung der Krankheit aufzuklären.

Bei dieser Lösungsansätze- und gesprächsorientierten Form sind ungefähr 48 Stunden vorgesehen.

Psychoanalytische Therapie

Bei dieser Therapie geht es darum die ursächlichen Zusammenhänge der Krankheit zu erkennen. Man versucht unbewusste Einflüsse innerhalb eines inneren Konflikts zu ergründen und eben die Ursachen für das Leiden herauszufinden. Zur Ursachenerkennung kommen Persönlichkeitsentwicklung und auch Erkennen und Zulassen von Gefühlen hinzu.

Der oder die Patient(in) werden häufig aufgefordert Gedanken und Gefühlen freien Lauf zu lassen, in der Therapie redet also hauptsächlich der/die Betroffene und der Therapierende hält sich zurück (was natürlich nicht bedeutet, dass er nichts sagt). Der Fokus liegt hauptsächlich auf verdrängten Ereignissen aus der Kindheit, die auf die Gegenwart einwirken.

Tiefenpsychologische Therapie

Hier geht es darum die Ursachen für die aktuelle Symptomatik zu ergründen und deren Sinn zu begreifen. Depressionen können bei jedem/jeder Betroffenen einen unterschiedlichen Ursprung haben und genau diesen gilt es hier zu Tage zu bringen. In der Therapie arbeitet man auf (Teil)ziele hin und versucht so das Leiden der Patienten zu verringern. Es geht also um gegenwärtige Konflikte und weniger um vergangene, wie beispielsweise in der Psychoanalytischen Therapie.

Auch hier geht es hauptsächlich darum den/die Patient(in) erzählen zu lassen. Natürlich gibt aber der Therapierende auch hier Ratschläge oder stellt Gegenfragen! Die Dauer dieser Therapie wird ungefähr auf 100 Stunden geschätzt.


Ich hoffe ich konnte hier einen kleinen Überblick geben und Dir bei der Entscheidung zumindest ein bisschen helfen. Falls Ihr bereits Erfahrungen mit einer bestimmten Therapie habt, freue ich mich auch über Eure Berichte!

Weitere Infos kannst du auf dieser Seite finden:

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/behandlung/psychotherapeutische-behandlung

Veröffentlicht von mayyoulive

g e t b u s y l i v i n g

Ein Kommentar zu “Welches Therapieverfahren ist für mich das Richtige?

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