Stell dir vor es brennt und keiner kommt.
Das wäre eine Katastrophe. Stell dir vor ein Gebäude oder irgendwas anderes brennt, und keiner kommt, um zu helfen.
Diesen Satz kann man finde ich auch auf (psychische) Krankheiten übertragen. Stell dir vor es brennt (und zwar in deinem Kopf) und keiner kommt.
Mir ist bewusst, dass das heutige Thema kritisch zu sehen ist. Mir ist bewusst, dass Ärzte und Ärztinnen ihr bestes tun und selbst teilweise stark überlastet sind und vor allem in der heutigen Zeit täglich an ihre Grenzen kommen.
Ich möchte in diesem Beitrag nicht kritisieren, sondern eher auf ein großes Problem aufmerksam machen, das das ganze System betrifft. Denn, was tun, wenn man große Schmerzen hat und Monate lang keinen Termin bekommt?
Als meine Depression diagnostiziert wurde sagte die Psychiaterin zu mir, ich solle mir doch überlegen, ob ich nicht in Therapie gehen möchte. Natürlich wollte ich das, ich habe so gelitten, dass ich alles machen wollte, damit es besser wird. Wir haben bei mehreren Psychologen angerufen und bei allen hieß es: Der nächste Termin ist in frühestens 6 Monaten frei, wir rufen an, falls es früher etwas gibt. Die Folge: Ein großer Zusammenbruch meinerseits, mit dem Gedanken: 6 Monate? So lange schaffe ich das nicht. So lange kann ich nicht mehr durchhalten. Ich brauche jetzt Hilfe, nicht in 6 Monaten, in 6 Monaten ist es vielleicht schon zu spät. Ich bin Hilfe nicht wert.
In anderen Worten: Es war das schrecklichste Gefühl aller Zeiten. Zu wissen, dass einem gerade einfach nicht geholfen werden kann. Schnell bekommt man auch das Gefühl, dass man es nicht Wert ist einen Therapieplatz zu bekommen. Ich fand und finde es immer noch ziemlich unfair. Viele Sachen liegen auch am System. Krankenkassen, Therapieformen, Kassenzulassungen für Therapeuten, wenig Studienplätze usw. Das System ist also meiner Meinung nach, ziemlich unfair gestaltet und gibt einem das Gefühl von Wertlosigkeit.
So war es bei mir zum Beispiel auch zu Zeiten meiner Knieverletzungen. Ich konnte kaum gehen, ich hatte mehrere Rezepte vom Arzt, aber die nächste Stunde war in frühestens in 6 Wochen. Auch diese Nachricht trieb mir die Tränen in die Augen. Sechs Wochen waren zwar weniger als sechs Monate, doch trotzdem fühlte ich mich ignoriert und im Stich gelassen. Ich konnte nicht auftreten, wenn ich es tat, weinte ich vor Schmerz und erst in sechs Wochen würde mir geholfen werden.
Und dieses Szenario spielte sich dann immer wieder ab. In zwei Monaten. Wenn du Glück hast, dann wird vielleicht vorher was frei.
Schlussendlich hatte ich riesiges Glück und ich habe tatsächlich schon nach vier Wochen einen Therapieplatz bekommen. Ganz ehrlich: Ich wüsste immer noch nicht, wie ich so lange ohne Therapie hätte durchhalten sollen.
Nicht jeder hat dieses Glück.

Falls es dir auch so geht, möchte ich dir hier ein paar Tipps geben, die dir den Warteprozess erleichtern können.
1.Rufe bei jedem Arzt an, den du finden kannst
Und das meine ich ernst. Rufe bei so vielen Ärzten wie nur möglich an, und lasse dich auf die Warteliste setzen. Damit erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass du doch irgendwie früher drankommen kannst.
2. Hör dich um
Erzähle den Leuten, dass du einen Termin suchst. Vielleicht kennen die jemanden, der wen kennt, der dagegen etwas machen kann. Vielleicht ist die Mutter eines Schulfreundes zufällig Physiotherapeutin und kann dir so ein paar Tipps geben oder dir sogar schon helfen.
3. Selbsthilfe?
In solchen Situationen hat man häufig nicht mehr die Kraft sich irgendwie selbst zu helfen. Ich denke das war auch mein größtes Problem, ich habe es einfach nicht alleine geschafft. Ich war zu schwach, ich habe Hilfe gebraucht. In solchen Fällen kann es vielleicht hilfreich sein, das offen zuzugeben. So kann dein Umfeld vielleicht auch besser auf dich eingehen und dich mehr unterstützen.
4. Was brauche ich jetzt?
Dann stelle dir die Frage, was dir jetzt gerade helfen könnte. In meiner Depression war die Antwort: nichts. Das kann also sehr schwer sein, die Frage zu beantworten. Aber selbst, wenn du nicht dran glaubst oder gerade einfach nicht weißt, was dir gut tut, dann versuche irgendwas anderes zu machen, das dich vielleicht ablenkt oder kurzfristig Erleichterung verschafft. Es können tausende Sachen sein, die in Frage kommen. Egal ob du sagst „ich schaffe das nicht mehr, ich werde in der nächsten Woche nicht in die Schule gehen“ oder ob es heißt „jetzt gerade will ich einfach nur nicht allein sein“ und du dir dann jemanden dazu holst. Jetzt kommt es darauf an, das zu tun, was dir zumindest kurzfristig ein kleines bisschen helfen kann.
5. Videos schauen
Ob du es glaubst oder nicht, es gibt auf You Tube einige Videos, die einem auch weiterhelfen können. Besonders empfehlen kann ich dir die Videos von Peter Beer oder von Glücksdetektiv. Ein kleines bisschen ist das auch wie Therapie.
https://www.youtube.com/c/GluecksdetektivDe/videos
https://www.youtube.com/channel/UCnlh4KubmmMc1a-sb3dEMkw
6. Bitte gib nicht auf
Es können Wunder passieren. Bitte kämpfe weiter und versuche daran zu glauben, dass es besser wird und es Leute geben wird, die dir helfen. Auch, wenn es nicht immer die Personen sind, die die Krankheit heilen: Es gibt nicht nur Ärzte, die dich unterstützen können. Familie, Freunde, Bekannte, Kollegen, Haustiere. Vielleicht hilft schon etwas davon. Versuche weiterzumachen. Versuche nicht aufzugeben. Frag in deiner Familie um Hilfe, bleib an den Ärzten dran. Sei hartnäckig. Du kannst das schaffen! Du wirst es schaffen. Lasse die Schultern nicht hängen und denke auf keinen Fall, dass du eine Therapie nicht wert bist. Denn das ist absolut falsch. Du wist merken: es lohnt sich zu kämpfen.
Hi. Hast du das mal an Sarah weitergegeben. Vielleicht helfen ihr die Einträge von Oceane auf ihrem Blog.
LG Petra
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