Ich habe euch auf Instagram gefragt, was ihr zu Depressionen wissen möchtet. In diesem Post werde ich die Fragen so gut ich kann beantworten.
Ich möchte nur noch einmal betonen, dass ich natürlich kein Arzt bin und die Meinung eines Arztes nicht ersetzen und vieles auch nur aus meiner eigenen Perspektive erläutern kann.
Ich hoffe trotzdem, dass eure Fragen beantwortet werden.
Ab wann ist es eine echte Depression und nicht nur eine Phase?
Ich denke es ist eine Depression, wenn dieses Gefühl, dass du in die hast nicht mehr weg geht. Natürlich kann man mehrere Monate oder Jahre trauern, wenn man ein Schicksalsschlag erlebt. Aber ich glaube diese Menschen schaffen es (auch, wenn erst nach längerer Zeit) vielleicht eher mal zwischendrinnen zu lachen oder an etwas anderes zu denken.
Ich war nicht mehr in der Lage zu lachen. Ich war permanent traurig. Ich habe nicht mehr gelebt.
Ich denke es ist eine Depression oder vielleicht eher eine depressive Verstimmung, wenn dieses Gefühl über mehrere Wochen anhält. Es ist normal sich zwischendrängen traurig oder nicht gut zu fühlen, aber, wenn das zum Alltag wird und man nichts anderes mehr fühlen kann, dann sollte man sich glaube ich helfen lassen.
Hast du Tipps, wie man jemanden überzeugen kann, dass er sich Hilfe suchen sollte?
Ich denke am allerwichtigsten ist es, dass man die Person nicht drängt, bzw. zwingt. Das kann mental alles noch schlimmer machen.
Was mir geholfen hätte wäre, wenn man mir gesagt hätte, dass es völlig in Ordnung ist sich Hilfe zu holen. Man ist kein Versager, nur weil man der Meinung ist es selbst nicht zu schaffen. Ganz im Gegenteil es ist verdammt mutig sich helfen zu lassen. Wenn du Fieber und husten hast gehst du ja auch zum Arzt: Seelische Krankheiten haben genauso Bedeutung wie die Körperlichen.
Es gibt sehr viele Menschen die zur Therapie gehen. Es ist völlig in Ordnung und man wird dafür nicht verurteilt.
Was auch helfen kann, ist wenn du der Person vielleicht anbietest sie zu begleiten (oder jemanden anderen Eltern etc. fragst, ob sie es machen würden). Zu wissen, dass mn nicht alleine ist kann sehr beruhigend und ermutigend sein.
Was sind die Symptome?
Ich denke es ist wichtig zu sagen, dass es nicht nur seelische, sondern auch körperliche Symptome gibt.
Seelische Symptome:
- Antriebslosigkeit
- Energielosigkeit
- Trauer
- Geringes Selbstwertgefühl
- Schuldgefühle
- Zukunftsangst
- schlechte Konzentrationsfähigkeit
- Lustlosigkeit
- Müdigkeit
- Verlust von Interessen
- Starke Unruhe
- Verlust von sexuellem Interesse
- Appetitlosigkeit
- Einsamkeit
Physische Symptome:
- Druck auf der Brust und Atembeschwerden
- Kopfschmerzen
- Verspannungen
- Schlafstörungen
- Herzklopfen und Herzrasen
- Rückenschmerzen
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
Wie äußert sich eine Depression? Oder ist das von Mensch zu Mensch unterschiedlich?
Ich bin mir sehr sicher, dass es von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, allein schon, weil jeder eine andere Persönlichkeit hat. Oben habe ich die Symptome ja schon aufgelistet. Bei mir hat sich die Depression vor allem durch folgende Symptome deutlich gemacht:
- Extreme Schlafstörungen und daher auch eine große Müdigkeit mit eintretendem Konzentrationsverlust
- Sehr große Zurückgezogenheit, ich habe kaum mehr gesprochen
- Kein Appetit, ich habe nichts mehr gegessen und über 10 Kilo abgenommen
- Ich habe dauernd geweint
- Ich war extrem motivationslos. Volleyball hatte ich als meine Leidenschaft gesehen, nicht mal mehr das hat mir Spaß gemacht
- Die Traurigkeit in mir ging einfach nicht weg
- Ich fühlte mich sehr einsam und wertlos
Was bist du der Meinung? Geht eine Depression weg oder wird man sie sein Leben lang haben?
Das ist eine meiner größten Ängste: Mein Leben lang mit der Depression leben zu müssen, sie nie los zu werden.
Hätte man mich die Frage vor ein paar Jahren gestellt hätte ich nein gesagt. Die Depression geht nicht weg.
Einige Jahre später weiß ich: Sie kann auf jeden Fall schon mal besser werden. Denn sie ist auf keinen Fall weg, aber von so einem Gesundheitszustand habe ich vor Jahren nur träumen können. Ich bin stärker und auch ein wenig selbstbewusster geworden (vor allem durch Therapie), weine weniger, die Traurigkeit und der zugeschnürte Brustkorb sind zwar immer da, aber manchmal rücken sie in den Hintergrund. Manchmal schaffe ich es mich alleine aus einem Tief zu holen und wenn ich eine Nacht nicht schlafe hat das weniger Konsequenzen auf meine Stimmung.
Ich gebe offen zu: Ich zweifle immer noch daran, dass sie je ganz weggeht. Ich habe Angst davor nie glücklich zu werden.
Aber man kann von Depressionen gesund werden und ich habe die Herausforderung sie zu überwinden angenommen und werde deswegen alles daran setzen sie loszuwerden, egal wie lange es dauern mag.
Also ja: Ich glaube inzwischen daran, dass sie verschwinden kann, wenn man das auch will, daran glaubt und sich vor allem genügend Zeit lässt!